Jahresabschlussfeier der Fußball-Schiedsrichter

DFB-Beobachter Egbert Engler zu Gast

(wS/sp) Siegen. Passend zum Hinrundenabschluss hatte der Kreisschiedsrichterausschuss um seinen Vorsitzenden Ralf Plate, die 158 Schiedsrichter zum alljährlich stattfindenden Jahresabschluss in die Kultur- und Festhalle in Setzen geladen. Konnte man vor drei Jahren noch Lutz Wagner, Mitglied der DFB-Schiedsrichterkommission, gewinnen, so sprach diesmal der ehemalige FIFA-Schiedsrichterassistent Egbert Engler zu den Anwesenden.

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v.l.n.r.: Achim Küthe, Süleyman Kocagöl, Andreas Oppermann (hinten), Julio Esteban, Bernd Pöppel (hinten), Ali Hoteit und Ralf Plate.

Marco Michel bescheinigt dem Verband kein gutes Zeugnis

Anders als viele Schiedsrichter, steht Marco Michel, Kreisvorsitzender des Fußball und Leichtathletikverbands in Siegen-Wittgenstein, der späten Einführung der neuen Hallenregeln skeptisch gegenüber, und stellte diese Thematik in den Mittelpunkt seines Grußworts. „Ich frage mich ob es richtig ist, diese Dinge von oben zu bestimmen, aber man wird sehen, wie sich dies in der Praxis löst“ so Michel, der in punkto Futsalregeln, mit dem DFB und den Vereinen, zwei Lager sieht. Ebenfalls kein gutes Zeugnis bescheinigte er dem Verband, der diese Regeländerungen viel zu spät mitgeteilt habe. Er dankte allen Schiedsrichtern und den Verantwortlichen für die abgelaufene Hinrunde und Ihren Einsatz „Im Rückblick hatten wir keine Probleme im Spielbetrieb. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen kam es zum Glück zu keinen Spielausfällen“.

DFB-Beobachter Egbert Engler referierte

Als Gastredner konnte der Schiedsrichterausschuss den ehemaligen FIFA-Schiedsrichterassistenten Egbert Engler gewinnen, der einen interessanten Einblick in das Beobachterwesen der Bundesligen gab. Egbert Engler war selbst jahrelang zusammen mit Helmut Krug im Einsatz, und assistierte bei Spielen der Europameisterschaft 1996 in England und beim DFB-Pokalfinale in Berlin. „Ich hätte nie gedacht dass ich so etwas, einmal erleben darf.“ so Engler, der nun seine Erfahrungen als DFB-Beobachter, von der Bezirkliga bis hin zur Eliteliga weitergeben kann. „Als Beobachter ist man ständig unterwegs. In 20 Wochen der Hinrunde habe ich insgesamt 34 Spiele beobachtet.“ Neben den Beobachtungen ist er auch Individualcoach von insgesamt 3 Bundesliga-Schiedsrichtern. Sehr gerne sei er der Einladung nach Siegen gefolgt, „Ihr habt hier super Jungs und eine tolle Nachwuchsarbeit.“. Er freue sich, einige Talente wie beispielsweise Felix Weller, den er selbst schon beobachtete, wiederzusehen.

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Egbert Engler referierte vor den Schiedsrichtern.

Fernsehbilder fließen in Beobachternote mit ein

Gespannt folgten die Anwesenden seinen Ausführungen zum Beobachtungsablauf bei einer Bundesligapartie. 14 Tage vor Anpfiff setzt Herbert Fandel (DFB Schiedsrichter Kommission) die Beobachter an, und diese bekommen dann per Mail Ihren Auftrag zugestellt. Aufgrund des Wettskandals im Jahr 2009 um Robert Hoyzer, werden die Ansetzungen der Beobachter erst kurzfristig 2-3 Tage vor dem Spiel bekannt gegeben. Neben Fahrtkostenerstattung erhalten die DFB-Beobachter in den Bundesligen eine Aufwandsentschädigung von 350 Euro pro Partie. „Der optimale Platz für den Beobachter ist direkt neben einem Bildschirm. Am liebsten sitze ich im Medienbereich neben den Leuten von SKY oder ARD“, schildert Engler sein Vorgehen, der ebenfalls Aufzeichnungen und Fernsehbilder zur Beurteilung der Schiedsrichterleistung mit einfließen lassen darf. Auch seien die Beobachter bei den Reportern sehr gefragt, da Sie bei kritischen Situationen auch gerne mal nachhakten.

Einige Bundesliga-Schiedsrichter sind nicht kritikfähig

Nach dem Spiel erfolge in der Kabine immer eine Analyse mit dem Schiedsrichtergespann und alle wichtigen Knackpunkte würden sofort angesprochen. Aber Engler weiß zu berichten, dass die Schiedsrichter meist selbst schon wüssten was Sache ist, „Jeder ist anders, es gibt Schiedsrichter die lassen sich nichts sagen“ aber es gebe auch positive Beispiele wie Knut Kircher, der bei einer Partie einen klaren Strafstoß zu Unrecht verweigerte, sich aber nach dem Spiel einsichtig zeigte. Etwa 15 Minuten nach der Partie erhalten die Schiedsrichter und Beobachter eine DVD vom Spiel, so könnten Unstimmigkeiten noch vor Ort geklärt werden. Nachdem der Beobachtungsbogen geschrieben ist, wird dieser von der DFB Elite-Kommission gesichtet und anschließend freigegeben. In einem speziellen Forum, zu dem nur die Elite-Schiedsrichter und Beobachter Zugriff haben, werden alle kritischen Szenen der Bundesligapartien eingestellt, um hier zu einer einheitlichen Auffassung zu kommen.Immer wieder berichtete Engler auch über die ein oder andere Kuriosität und gab den Schiedsrichtern abschließend den guten Rat mit auf den Weg, sich jederzeit nur Ziele zu setzen, die man auch erreichen kann.

Ehrungen und Auszeichnungen als wichtiger Baustein im Sport

Für Ihr langjähriges Engagement sowie besondere Leistungen wurden auch einige Schiedsrichter geehrt. „Schiedsrichter sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.“ so Ralf Plate, der die Ehrennadel in Silber, für 10-jährige Schiedsrichtertätigkeit an Ali Hoteit (FC Ebenau), Süleyman Kocagöl (SpVG Niederndorf) und Bernd Pöppel (TuS Dotzlar) überreichte. Die Ehrennadel in Gold für 20-jährige SR-Tätigkeit erhielten Achim Küthe (Fortuna Freudenberg) und Andreas Oppermann (Siegener SC). Und die Ehrenurkunde des Verbandes für 25-jährige SR-Tätigkeit überreichte Marco Michel an Julio Esteban (Spfr. Eichen-Krombach), der seine Schiedsrichterprüfung am 16.03.1989 ablegte. Eine besondere Ehre wurde Ulrich Neus (SV Setzen) zuteil, der als höchste Auszeichnung, die Verdienstnadel des FLVW in Gold, empfangen durfte. „Ulrich Neus engagiert sich seit Jahrzehnten in besonderer Weise nahezu rund um die Uhr für den Schiedsrichtersport. Wöchentliche Ansetzungen, Umbesetzungen und Organisatorisches. Hinzu kommen Beobachtungen und Coaching. So ein Mann ist im Ehrenamt unersetzlich“ wussten auch die Anwesenden Schiedsrichter zu berichten.

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v.l.n.r.: Die geehrten Schiedsrichter, Ralf Plate übergibt Trikots an Philipp Einheuser, Paul Ulrich Werthenbach, Hans Freund und Pilar Pfennig.

Ebenfalls vergibt der Ausschuss seit einigen Jahren den Titel „Schiedsrichter des Jahres“ in vier Kategorien. Über die Auszeichnung „Jung-Schiedsrichter des Jahres 2014“ konnte sich der erst 16jährige Philipp Einheuser (SV Netphen) freuen, der dem kreislichen Perspektivkader angehört und Spiele bis in die Kreisliga A, der höchsten Liga auf Kreisebene, leitet. Paul Ulrich Werthenbach (SuS Niederschelden), der selbst als Referent in der Schiedsrichterausbildung und als Verbandsbeobachter agiert, erhielt für sein persönliches Arrangement in der Förderung des Sports die Auszeichnung „Schiedsrichter der Kreisliga des Jahres 2014“. Zum „Ehrenschiedsrichter des Jahres 2014“ ernannte der Kreisschiedsrichterausschuss Hans Freund (SG Hickengrund). „Neben seiner ruhigen und besonnenen Art, kann man ihn jederzeit kurzfristig Spielleitungen zukommen lassen.“ lobte Plate seinen besonderen Einsatz. Die 20-jährige Pilar Pfennig (FC Eiserfeld) erhielt den Titel „Schiedsrichter(in) des Jahres 2014“. Mit dem Aufstieg und dem anschließenden Verbleib in der 2. Frauen-Bundesliga krönte Sie ihre Saison. „Als junge Frau ist es bedeutend schwieriger als Schiedsrichter anerkannt zu werden. Immer wieder kommen von Zuschauern und Vereinsvertretern dumme und überflüssige Kommentare. Solche Idioten machen den Fußball kaputt und Schaden den Vereinen und dem Schiedsrichtersport im Allgemeinen“ so Plate, der Ihr mit Respekt ein Trikot mit persönlicher Widmung übergab.

Auf der Jahresabschlussfeier wurden folgende Personen geehrt:

Folgende SR-Kameraden sind seit 10 Jahren im Einsatz:
Ali Hoteit (FC Ebenau), Süleyman Kocagöl (SpVG. Niederndorf), Bernd Pöppel (Tus Dotzlar)

seit 20 Jahren im Einsatz
Achim Küthe (Fortuna Freudenberg), Andreas Oppermann (Siegener SC)

seit 25 Jahren im Einsatz
Julio Esteban (Spfr. Eichen Krombach)

Kreisliche Ehrung (Marco Michel)
Verbands Ehrennadel in Gold – Ulrich Neus (SV Setzen)

Auszeichnungen SR des Jahres 2013
Jung-SR des Jahres 2014 – Philipp Einheuser (SV Netphen)
Kreisliga-SR des Jahres 2014 – Paul Ulrich Werthenbach (SuS Niederschelden)
Ehren-SR des Jahres 2014 – Hans Freund (SG Hickengrund)
SR des Jahres 2014 – Pilar Pfennig (FC Eiserfeld)

Fotos: Pascal Emrich / FLVW Siegen-Wittgenstein

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