Halbzeitresümee mit Licht und viel Schatten

Berichterstattung sorgt für Kopfschütteln

(wS/sp) Siegen-Wittgenstein – Kaum sind die meisten Hallenturniere gespielt, beginnen die heimischen Fußballvereine bereits mit den Vorbereitungen für die Rückrunde. Starteten die Sportfreunde Siegen und der TuS Erndtebrück bereits Mitte Januar, werden bei den Bezirks- und Kreis-Ligisten größtenteils im Februar erstmalig die Fußballschuhe geschnürt. Neben den Vereinen, bereiten sich auch die kreislichen Schiedsrichter akribisch auf die Rückrunde vor, indem Sie Themen und kritische Situationen aus der Hinrunde aufarbeiten. Wir sprachen mit dem Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss über die abgelaufene Hinserie und die Veränderungen im kreislichen Schiedsrichterwesen.

2015-01-23_Siegen_Schiedsrichter_Halbzeitresumee_Foto_Pascal_Emrich

Gelb-Sperre zeigt erste positive Auswirkungen

Wer sich in der laufenden Saison fünf Gelbe Karten einhandelt muss pausieren. Diese Änderung sorgte bei vielen Spielern und Vereinsvertretern für kontroverse Diskussionen, wurde von den Schiedsrichtern jedoch einhellig begrüßt. Für ein Fazit sei es noch zu früh, jedoch zeigten sich erste positive Auswirkungen im Spielbetrieb, verlautet es aus dem Schiedsrichterwesen. Gerade vorbelastete Spieler hielten sich zunehmend zurück und der Fairplay-Gedanke werde, wenn auchals Druckmittel, gestärkt. Ebenfalls sorgten die Änderungen der Hallenregeln für Aufsehen. Sehr positiven Anklang bei Zuschauern und Spielern fand hier beispielsweise die Umstellung hin zur 4-Sekunden-Regel, die eine schnellere Durchführung der Spielfortsetzung vorschreibt. Knapp einhundert Schiedsrichter wurden im Regelwerk neu geschult und laut Schiedsrichterausschuss gab es bei der Umsetzung keine Probleme. Es zeigte sich, die Regeln wurden in den Hallen von allen akzeptiert, und entgegen vieler Befürchtungen kaum zerredet oder kritisiert.

Medien werden zum Spielball der Vereine

Für öffentliches Aufsehen und Staunen unter den Schiedsrichtern, sorgte ein veröffentlichter Pressebericht eines regionalen Anzeigenblatts zu einem Bezirksligaspiel Ende der Hinrunde, mit dem Titel, „(Fehl-) Tritt der besonderen Art“. So wurde einem Schiedsrichter unterstellt, einen Spieler absichtlich nieder getreten zu haben. „Hier hatte sich der Schiedsrichter auf dem Platz einem Schauspiel zu erwehren, welches an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten ist“, so Andreas Fürstenau vom Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss, „Aber scheinbar schenkten die Medien der Aussage des Spielers, der für derlei Eskapaden bekannt ist, mehr Aufmerksamkeit als dem Schiedsrichter“. In der folgenden sportgerichtlichen Verhandlung wurde der Schiedsrichter von allen Vorwürfen freigesprochen. So verurteile man auch das Vorgehen der Presseorgane, schreibend auf Papier wie auch online im Internet scharf, die mit dicken Lettern die „Ente“ zum Besten gaben, an einer Aufarbeitung und Korrektur der zuvor berichteten vermeintlichen Tätlichkeit durch den Schiedsrichter aber nicht interessiert waren. So wiesen die offiziellen Vertreter des am Spiel beteiligten Gastvereins bereits zeitig nach Spielende auf die Unmöglichkeit dieses Spielerverhaltens hin, doch wollte dies offensichtlich niemand hören und es hätte sich auch nicht als Schlagzeile geeignet. Der unbescholtene Schiedsrichter hatte damit zu leben, dass man ihn zum Täter deklarierte. So will der KSA künftig im Schiedsrichterwesen noch intensivere, spezielle Schiedsrichterschulungen durchführen um sich gegen solches Verhalten von Spielern zu wappnen.

Unzureichende Regelkenntnis wird oft zum Problem

Ähnliche Fehlinformation, konnte bei Lesern mit Regelkenntnis nur Kopfschütteln verursachen, als Online-Medien anlässlich einer Bezirksliga-Partie von einem spielentscheidenden Fehler des Schiedsrichters berichteten. Der betreffende Schiedsrichter erlaubte sich, eine Torerzielung, unmittelbar nach einem verschossenen Elfmeter, nicht anzuerkennen. „Leider kann man in diesem Fall sowohl dem Berichterstatter als auch demjenigen der seitens der Presse hier eigentlich eine Prüfpflicht gehabt hätte nur attestieren, das beide über lediglich mangelhafte Regelkenntnisse verfügen.“ so Fürstenau der klarstellt: „Schießt, wie im vorliegenden Fall, ein Elfmeterschütze den Ball an Pfosten oder Latte und nimmt dann den zurück prallenden Ball selber zum Nachschuss auf, handelt es sich um ein unerlaubtes, zweimaliges Spielen des Balles. Dieses ist zwingend mit einer Spielstrafe zu sanktionieren.“

Schiedsrichter der Spielmanipulation bezichtigt

Entgegen aller Hoffnungen, die der Schiedsrichter-Ausschuss noch vor Beginn der diesjährigen Spielzeit hegte, setzte sich der Trend immer weniger werdender Fußball-Schiedsrichter in Siegen-Wittgenstein fort. Trotz aller Bemühungen und Anstrengungen will sich scheinbar niemand mehr diesem Amt stellen. Als Hauptgrund für die Misere sehe man eine zu negative Grundhaltung einiger Vereine, eine zu kritische Berichterstattung, auch in den überregionalen Medien, und die Wochenende für Wochenende stattfindenden Anfeindungen bis hin zur Androhung körperlicher Gewalt. Offensichtlich will es nicht gelingen Aggressionen und aufgestauten Frust über die eigenen Probleme von den Sportplätzen fernzuhalten. So wenden sich besorgte Eltern, deren Kinder als Jungschiedsrichter im Alter von 12 und 16 Lebensjahren auf dem Platz stehen, schockiert an den Ausschuss, weil diese von Jugendtrainern und Zuschauern unflätig und in Fäkalsprache beleidigt werden. „Erst kürzlich verhängte die Sportgerichtsbarkeit eine empfindliche Strafe, weil ein Jugendtrainer einer C-Jugend Mannschaft dem Schiedsrichter Spielmanipulation unterstellte.“

Neuer kreislicher Schiedsrichter Lehrwart

Einen besonderen Dank richtet der Ausschuss an Andreas Kornmann, der nach jahrelangen Engagement als Lehrwart, auf eigenen Wunsch hin sein Amt zur Verfügung stellt. Nachfolger wird der erst 22-jährige Florian Schreiber, der bereits seit einigen Jahren im Lehrwesenteam tätig ist, und nebenbei als DFB Futsal-Schiedsrichter zu den Besten in ganz Deutschland zählt. So wurde er vom 22. bis 25. Januar für den DFB-Futsal-Länderpokal in Duisburg nominiert, an dem neben Luxemburg die 21 besten Mannschaften der deutschen Landesverbände teilnehmen. Und auch bei der diesjährigen DFB Futsal-Meisterschaft wird er wieder zum Einsatz kommen.

Foto: Pascal Emrich
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