Zuwanderung als Chance und Digitalisierung der Arbeitswelt „von unten“

Mit zwei Impulsvorträgen in die Erarbeitung des neuen Regionalen Entwicklungskonzeptes gestartet

(wS/siwi) Siegen – Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist in vollem Gange, oft ohne Wissen der Arbeitgeber und gegen alle Regeln – das stellt Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves fest. Der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der Uni Siegen belegt das mit vielen Beispielen: Wenn ein Sozialarbeiter mit Obdachlosen über Facebook in Kontakt bleibt, weil er sie anders gar nicht erreichen kann, wenn die Krankenschwester ein Foto einer Wunde per Smartphone an die Ärztin schickt, um die Wunde sofort optimal zu versorgen und damit doppelte Arbeit und doppelte Schmerzen vermeidet oder wenn ein Lokführer eine App entwickelt, die gute günstige Speiseangebote in Bahnhofsnähe sammelt – dann sind das alles Beispiele für die Digitalisierung der Arbeitswelt „von unten“. Die Kompetenz dafür liege nicht in großen Agenturen oder spezialisierten Unternehmen, sondern oft bei den eigenen Mitarbeitern, so Prof. Niehaves.

Zwei Impulsreferate zum Start der Erarbeitung des Regionalen Entwicklungskonzeptes für Siegen-Wittgenstein (v.l.): Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, Landrat Andreas Müller, Dr. Uwe Hunger und Michael Schäfer. (Foto: Kreis)

Zwei Impulsreferate zum Start der Erarbeitung des Regionalen Entwicklungskonzeptes für Siegen-Wittgenstein (v.l.): Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, Landrat Andreas Müller, Dr. Uwe Hunger und Michael Schäfer. (Foto: Kreis)

Der Wirtschaftswissenschaftler war einer von zwei Referenten bei der Impulsveranstaltung zum Auftakt der Erstellung des neuen Regionalen Entwicklungskonzeptes für Siegen-Wittgenstein (REK). Die Erstellung des Entwicklungskonzeptes ist ein zentrales politisches Projekt von Landrat Andreas Müller. In sechs Arbeitsgruppen sollen bis nach den Sommerferien Konzepte und Strategien entwickelt werden, die als Leitlinien und Zielkorridor für die künftige Entwicklung der Regionen dienen können. Dabei ist wichtig, dass die unterschiedlichsten Bereiche Hand in Hand arbeiten – „denn nur wenn alle Zahnräder ineinandergreifen, erzielt man am Ende eine maximale Wirkung“, erläuterte der Landrat bei seiner Begrüßung. „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein“, zitierte Müller den attischen Staatsmann Perikles. Und genau das sei das Ziel des Regionalen Entwicklungskonzeptes.

Rund 100 Teilnehmer waren zu der Impulsveranstaltung ins Lÿz gekommen: Die Städte und Gemeinden, Kreisverwaltung und Politik waren genauso vertreten wie die Universität Siegen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften, Unternehmen, Sparkassen, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Kultur, Wohlfahrtsverbände, Ärzte, Kliniken, ZWS, Jobcenter, Kreispolizei oder Berufskollegs – um nur einige Beispiele zu nennen.
Viele der Fragestellungen, die in den sechs AGs bearbeitet werden, sind direkte oder indirekte Folgen des demografischen Wandels, machte der Landrat in seinem Statement deutlich. Untermauert wurde dies durch das Impulsreferat von Dr. Uwe Hunger vom „Forschungskolleg Zukunft menschlich gestalten der Universität Siegen“ (FoKos). Er stellte die Ergebnisse des Projektes DEMOREC vor. Die Abkürzung steht für „Demografischer Wandel und regionale Entwicklungschancen“.

In diesem Projekt wurden die demografische Entwicklung der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe ganz genau analysiert und Prognosen für die Zukunft entwickelt. Zentrale Erkenntnisse: Bis 2030 werden fast 50.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen – und damit Fachkräfte für die heimischen Unternehmen. Selbst wenn alle Reserven in der Region mobilisiert werden, z.B. mehr Frauen sich für eine Berufstätigkeit entscheiden, ist diese Lücke nicht zu schließen. Schon heute sei sehr klar, dass es nur zwei positive Impulse für die demografische Entwicklung der Region gebe: Zuzug aus dem Ausland und von neuen Studenten der Universität Siegen. Beides werde in der Zukunft noch wichtiger, wenn die Region den Fachkräftebedarf der Unternehmen auf Dauer decken wolle, so das Fazit von Dr. Hunger.

Landrat Andreas Müller dankte allen, die sich in den Prozess der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes einbringen werden, insbesondere den Leitern der sechs Arbeitsgruppen: Hartwig Durt, IG Metall (Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung), Klaus Fenster, IHK (Qualifizierung und Bildung), Reinhard Kämpfer, Kreis Siegen-Wittgenstein (Verkehr und Mobilität), Dr. Andreas Neumann, AWO Siegen-Wittgenstein (Soziales, Jugend und Gesundheit), Arno Wied, Kreis Siegen-Wittgenstein (Ländliche Entwicklung, Natur und Landschaft) und Hans-Peter Langer, IHK (Tourismus, Kultur und Freizeit).

Koordiniert wird der Prozess der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes vom Fachservice Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung des Kreises Siegen-Wittgenstein. Fachserviceleiter Michael Schäfer skizzierte am Ende den weiteren Fahrplan für die Erarbeitung des REK.

Bereits im September soll dem Kreistag das neue Regionale Entwicklungskonzept vorgelegt werden – ein sehr ehrgeiziger Zeitplan, wie Michael Schäfer und der Landrat betonten. Deshalb machen sich die Arbeitsgruppen auch umgehend an die Arbeit: die meisten haben ihre erste Sitzung schon für die nächsten Tage geplant.

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